Polizei und Kultur – das muss kein Widerspruch sein.
Dies wollten ein paar Polizisten beweisen, als sie 1992 die Initiative „Kunst am Waidmarkt“ gründeten. Der Name stammt von der Adresse des alten Polizeipräsidiums am Waidmarkt in der linksrheinischen Innenstadt. Dieser Straßenname ist seit den 1950er Jahren so sehr mit der Kölner Polizei verbunden, dass kaum jemand sagte „ich muss zur Polizei“, sondern einfach nur „ ich muss zum Waidmarkt“.
1999 wurde aus der Initiative ein gemeinnütziger Verein, der bis heute besteht.
Als man im August 2001 nach Köln-Kalk in ein neues Präsidium umzog, entschloss sich der Verein, den Namen „Kunst am Waidmarkt“ aus Verbundenheit mit der alten Anschrift bestehen zu lassen.
Kunst am Waidmarkt e.V. rief die Künstler, kleine und große, bekannte und weniger bekannte aus Köln und dem Rest der Republik und (fast) alle kamen. Kabarett, Theater, Musik, bildende Kunst, Malerei - kaum etwas hat gefehlt.
Und allen hat es gefallen, wenn auch mancher zugeben musste, dass ihm bei dem Gedanken, in einem Polizeipräsidium aufzutreten, zunächst etwas mulmig war. Jürgen Becker machte vor Jahren den Anfang, und in einem Anflug von Selbstironie fanden die Polizisten den Titel seines damaligen Programms sogar sehr passend: „Biotop für Bekloppte“. Becker eröffnete seinen Auftritt mit dem Ausspruch: „Normal fragen mich Polizisten ‚was haben Sie getrunken’, heute Abend wurde ich gefragt‚ „was wollen Sie trinken?“ Damit war das Eis gebrochen.
Mancher Kabarettist hielt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Präsidiums auch den Spiegel vor, was von Zeit zu Zeit ganz gut ist. In einem jedoch waren sich bisher alle einig: ein derart begeisterungsfähiges Publikum hatten sie hier nicht erwartet. In der Regel besteht das Publikum zur einen Hälfte aus Bediensteten der Kölner Polizei, zur anderen aus „normalen“ Bürgerinnen und Bürgern. Dies war eines der erklärten Ziele des Vereins „Kunst am Waidmarkt“, nämlich Bürger und ihre Polizei einmal ohne einen ernsten bzw. belastenden Anlass zusammen zu bringen. Sie lachen und sprechen miteinander, unterhalten sich nach den Vorstellungen bei einem Kölsch, lernen einander kennen und mit der Zeit besser verstehen.
Damit werden Barrieren abgebaut, die oftmals nur deshalb bestehen, weil man zu wenig übereinander weiß.
Dies gilt leider auch für viele andere Bereiche und deshalb sollte man sich hin und wieder den Satz von Kurt Tucholski in Erinnerung rufen:
„Wo die Kultur aufhört, fängt die Gewalt an“.
Ihr Kunst am Waidmarkt e.V.
Das Bild zeigt das Hochhaus des alten Präsidiums am Waidmarkt, gesehen vom Eingang der ehemaligen Polizeiinspektion Mitte. Aufnahme: Hermann Wesseling 1977